Die Bewohner im Südosten Estlands sind stolz: Im November sind ihre auch innerhalb Estlands als besonders geltenden Rauchsaunen und die damit verbundenen Traditionen von der Weltkulturorganisation anerkannt worden. Den „Võrukesen“, jenem Menschenschlag, der in den Landkreisen Võru- und Põlvamaa etwa 70.000 Angehörige hat und der sich mit seinem Dialekt, in seiner Mentalität und seinen Traditionen von den anderen Bewohnern Estlands durchaus unterscheidet, ist die Pflege der uralten Saunakultur, deren Besonderheiten von Generation zu Generation weitergegeben werden, eine Herzenssache.

Seit 2009 bemühte man sich um die Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Nun ist dieses Ziel erreicht, was der Pflege der seit Jahrhunderten überlieferten Fertigkeiten, des Wissens und der Gebräuche um diese archaische Form der Sauna neuen Auftrieb verleiht. 

Bislang hatten es drei kulturelle Besonderheiten, die in Estland eine wichtige Rolle spielen, auf die UNESCO-Liste geschafft: der Kulturraum der Inseln Kihnu und Manija, die Leelo-Gesangskunst der Setus und die Tradition der Sänger- und Tanzfeste in Estland, Lettland und Litauen.

Was macht die Rauchsauna so besonders?

Das Wichtigste: Die Rauchsauna hat keinen Schornstein. Der große, von Steinen bedeckte Ofen wird über mehrere Stunden angeheizt. Der während des Heizens entstehende Rauch verbleibt im Raum und sorgt neben dem Ofen selbst für das notwendige Ansteigen der Temperatur. Wenn die gewünschte Hitze erreicht ist und das Holz verbrannt ist, wird der Ofen geschlossen, der verbliebene Rauch durch einen Abzug in der Wand abgeleitet und der Raum stoßgelüftet. Anschließend können die Saunabesucher eintreten. Jede Rauchsauna hat ihre Besonderheiten, die ihr Besitzer am besten kennt.

Noch vor nicht allzu langer Zeit waren fast alle Saunen Estlands Rauchsaunen. Saunen mit Schornstein kamen erst vor gut einhundert Jahren in Mode, stellen heute aber die übergroße Mehrheit. Sie gelten als „saubere“ Saunen, da ihre Wände im Gegensatz zu denen der Rauchsaunen nicht von Ruß bedeckt sind. Die meisten Rauchsaunen, die inzwischen selten sind, befinden sich im Südosten des Landes, im Landkreis Võrumaa und bei den Setus.

Die Traditionen und das Wissen um Bau und Benutzung der Rauchsauna werden von Alt zu Jung weitergegeben. Man muss wissen, wie man sie heizt und wie man sich in ihr verhält. In einer richtig gehandhabten Rauchsauna verbleiben nach dem Abzug weder schädliche Gase noch Rauch; die Luft ist leicht und der Aufguss verbrüht die Haut nicht. Ein Saunagang stärkt die Gesundheit und gibt Energie. Rauchsaunen, die man in Estland besuchen kann, sind hier aufgelistet.